Depyfag: Unterschied zwischen den Versionen
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− | In ihrer ursprünglichen Form wurde die Depyfag (Deutsche Pyrotechnische Fabriken) 1927 gegründet. Im August dieses Jahres übernahm die "Zündholz Export Zentrale / Deutsche Zündholzfabriken AG in Berlin | + | In ihrer ursprünglichen Form wurde die Depyfag (Deutsche Pyrotechnische Fabriken) 1927 gegründet. Im August dieses Jahres übernahm die "Zündholz Export Zentrale / Deutsche Zündholzfabriken AG in Berlin" die Aktienmehrheit der Wilhelm Fischer AG in Cleebronn. An der Firma Fischer war zu dieser Zeit bereits die J.F. Eisfeld aus Silberhütte beteiligt. Fischer hatte in den Jahren zuvor bereits die "Berliner Kunstfeuerwerkerei Felix Deichmann" und die traditionsreiche Firma Weiffenbach mit Hauptsitz in Geradstetten übernommen. Nach der Übernahme der Aktienmehrheit wurde nun 1927, mit Einverständnis der J.F. Eisfeld in die "Deutsche Pyrotechnische Fabriken, Berlin" umfirmiert. |
− | Das Zentrallabor der Depyfag wurde in den 30er Jahren im ehemaligen, nun vergrößerten Werk von Deichmann in Berlin-Malchow aufgebaut - Leiter der Forschung war Dr. Fritz Feistel, Vater von Fritz Feistel (später Göllheim) und Halbbruder von Hans Moog. Zusammen mit der J.F.Eisfeld beherrschte die Depyfag | + | Das Zentrallabor der Depyfag wurde in den 30er Jahren im ehemaligen, nun vergrößerten Werk von Deichmann in Berlin-Malchow aufgebaut - Leiter der Forschung war Dr. Fritz Feistel, Vater von Fritz [[Feistel]] (später Göllheim) und Halbbruder von Hans [[Moog]]. Zusammen mit der J.F.Eisfeld beherrschte die Depyfag damals die größten Anteile am Pyrotechnikmarkt. |
− | 1937 wurde das Vermögen der Depyfag und die Verwaltung auf das "Sprengstoffwerk Kloster | + | 1937 wurde das Vermögen der Depyfag und die Verwaltung auf das "Sprengstoffwerk Kloster Lechfeld GmbH, Neumarkt i.d.Opf" übertragen - die Sprengstoffindustrie besaß zu diesem Zeitpunkt schon einen Anteil an der Depyfag-Gruppe. Dort wurde sie in ihrer ursprünglichen Form im September 1937 liquidiert. |
− | Als 1941 die "Orion | + | Als 1941 die "Orion Metallwarenfabrik, Berlin" die Kloster Lechfeld übernahm, reaktivierte sie auch wieder die Depyfag. Diese produzierte bis Kriegsende, hauptsächlich in Cleebronn und Berlin, überwiegend [[Signalmunition]] und [[Technisches Feuerwerk|technische Pyrotechnik]]. Nach Kriegsende wurde sie unter alliierte Kontrolle gestellt. Die Fabrik in Berlin wurde gesprengt und das Gelände geschleift. Ein Teil der Feuerwerksproduktion ist allerdings bis heute als verlassenes Werksgelände in Malchow erhalten. In Neumarkt wurden später wieder [[Sprengstoff]]e produziert, diesmal unter der Regie der [[WASAG]]. |
− | Nach dem Krieg | + | Nach dem Krieg und einer Interimszeit, in der die Fabrik in Cleebronn als "Special Unit Cleebronn" arbeitete, übernahm die DAG (Dynamit Nobel) zu 100% die Reste der Depyfag. Unter Beibehaltung des Namens und Logos wurden in Cleebronn wieder Feuerwerksartikel und technische Pyrotechnik gefertigt. Das Pulver hierfür kam aus dem Schwarzpulverwerk der DAG in Adolzfurt, wo in den 50er und 60er Jahren in kleinem Umfang ebenso einige Feuerwerkskörper für Cleebronn gefertigt wurden. Zudem pachtete man 1981 für 10 Jahre die stilliegende Fabrik der Standard-Pyrotechnik in Schwegenheim, die vorher schon von Feistel genutzt wurde und nutze es als Lager und für Spezialfertigungen. |
− | Nach dem verheerenden Explosionsunglück im März 1990 im Werk Adolzfurt kam die Pulverproduktion der DAG zum | + | Nach dem verheerenden Explosionsunglück im März 1990 im Werk Adolzfurt kam die Pulverproduktion der DAG zum Erliegen und wurde nicht wieder aufgebaut. Anfang 1991 wurde die Depyfag an die Firma Buck verkauft. Diese produzierte noch bis Ende 1992 unter "Depyfag Pyrotronic GmbH" in Cleebronn weiter. Dann wurde das Werk geschlossen und stillgelegt, es bestand bis 2010 als Industriebrache. Im Februar 2010 begann der Abbruch. Einige Anlagen und ein verminderter Teil der Produktion wurden in das nach der Wende von Buck erworbene Werk Uftrungen verlagert. 1998 ging die Firma Buck in Konkurs und wurde von der Rheinmetall-Gruppe geschluckt. Das Werk Uftrungen produzierte nun für Nico/Silberhütte und wurde 2001 stillgelegt. |
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Aktuelle Version vom 25. Oktober 2011, 16:48 Uhr
In ihrer ursprünglichen Form wurde die Depyfag (Deutsche Pyrotechnische Fabriken) 1927 gegründet. Im August dieses Jahres übernahm die "Zündholz Export Zentrale / Deutsche Zündholzfabriken AG in Berlin" die Aktienmehrheit der Wilhelm Fischer AG in Cleebronn. An der Firma Fischer war zu dieser Zeit bereits die J.F. Eisfeld aus Silberhütte beteiligt. Fischer hatte in den Jahren zuvor bereits die "Berliner Kunstfeuerwerkerei Felix Deichmann" und die traditionsreiche Firma Weiffenbach mit Hauptsitz in Geradstetten übernommen. Nach der Übernahme der Aktienmehrheit wurde nun 1927, mit Einverständnis der J.F. Eisfeld in die "Deutsche Pyrotechnische Fabriken, Berlin" umfirmiert. Das Zentrallabor der Depyfag wurde in den 30er Jahren im ehemaligen, nun vergrößerten Werk von Deichmann in Berlin-Malchow aufgebaut - Leiter der Forschung war Dr. Fritz Feistel, Vater von Fritz Feistel (später Göllheim) und Halbbruder von Hans Moog. Zusammen mit der J.F.Eisfeld beherrschte die Depyfag damals die größten Anteile am Pyrotechnikmarkt. 1937 wurde das Vermögen der Depyfag und die Verwaltung auf das "Sprengstoffwerk Kloster Lechfeld GmbH, Neumarkt i.d.Opf" übertragen - die Sprengstoffindustrie besaß zu diesem Zeitpunkt schon einen Anteil an der Depyfag-Gruppe. Dort wurde sie in ihrer ursprünglichen Form im September 1937 liquidiert. Als 1941 die "Orion Metallwarenfabrik, Berlin" die Kloster Lechfeld übernahm, reaktivierte sie auch wieder die Depyfag. Diese produzierte bis Kriegsende, hauptsächlich in Cleebronn und Berlin, überwiegend Signalmunition und technische Pyrotechnik. Nach Kriegsende wurde sie unter alliierte Kontrolle gestellt. Die Fabrik in Berlin wurde gesprengt und das Gelände geschleift. Ein Teil der Feuerwerksproduktion ist allerdings bis heute als verlassenes Werksgelände in Malchow erhalten. In Neumarkt wurden später wieder Sprengstoffe produziert, diesmal unter der Regie der WASAG.
Nach dem Krieg und einer Interimszeit, in der die Fabrik in Cleebronn als "Special Unit Cleebronn" arbeitete, übernahm die DAG (Dynamit Nobel) zu 100% die Reste der Depyfag. Unter Beibehaltung des Namens und Logos wurden in Cleebronn wieder Feuerwerksartikel und technische Pyrotechnik gefertigt. Das Pulver hierfür kam aus dem Schwarzpulverwerk der DAG in Adolzfurt, wo in den 50er und 60er Jahren in kleinem Umfang ebenso einige Feuerwerkskörper für Cleebronn gefertigt wurden. Zudem pachtete man 1981 für 10 Jahre die stilliegende Fabrik der Standard-Pyrotechnik in Schwegenheim, die vorher schon von Feistel genutzt wurde und nutze es als Lager und für Spezialfertigungen.
Nach dem verheerenden Explosionsunglück im März 1990 im Werk Adolzfurt kam die Pulverproduktion der DAG zum Erliegen und wurde nicht wieder aufgebaut. Anfang 1991 wurde die Depyfag an die Firma Buck verkauft. Diese produzierte noch bis Ende 1992 unter "Depyfag Pyrotronic GmbH" in Cleebronn weiter. Dann wurde das Werk geschlossen und stillgelegt, es bestand bis 2010 als Industriebrache. Im Februar 2010 begann der Abbruch. Einige Anlagen und ein verminderter Teil der Produktion wurden in das nach der Wende von Buck erworbene Werk Uftrungen verlagert. 1998 ging die Firma Buck in Konkurs und wurde von der Rheinmetall-Gruppe geschluckt. Das Werk Uftrungen produzierte nun für Nico/Silberhütte und wurde 2001 stillgelegt.