Lunte: Unterschied zwischen den Versionen
Gecko (Diskussion | Beiträge) K (Formatierung) |
|||
Zeile 6: | Zeile 6: | ||
Eine moderne Rezeptur zur traditionellen Herstellung: | Eine moderne Rezeptur zur traditionellen Herstellung: | ||
− | 10m gesponnenes Flachs- oder Hanfseil von mindestens 6mm Durchmesser wird 1 Stunde in einem Holzascheaufguß (10% | + | 10m gesponnenes Flachs- oder Hanfseil von mindestens 6mm Durchmesser wird 1 Stunde in einem Holzascheaufguß (10% K<sub>2</sub>CO<sub>3</sub>) oder 5% Kaliumkarbonatlösung gekocht, um Lignin aufzulösen und so die Pflanzenstruktur aufzubrechen. Dieser Prozess heißt in Altdeutsch ''"beuchen"'', im Englischen ''"bucking"''. Danach wird das Seil mit einer Tasse Essig in Wasser gewaschen und getrocknet. Das getrocknete Seil wird dann in einer Plastiktüte mit 100ml einer 5% Bleiacetatlösung in destilliertem Wasser plus 2 Löffel Essig übergossen, gut durchgeknetet und anschließend handtrocken gepresst und danach getrocknet. |
Nach preußischer Vorschrift von 1860 besteht die Lunte aus einem ½-5/8 Zoll dicken, aus 3 Fäden Hanfwerg gesponnenen Seil, welches 4 Tage lang in einer Auflösung von 6,1g essigsaurem Bleizucker auf 1 Liter weichem Wasser mit öfterem Rühren getaucht bleibt und danach getrocknet wird. 1 Fuß brennt 1-1,25 Std. (oder im Freien bei Windstille 8 Zoll/Std., im Zimmer 4 Zoll/Std.). | Nach preußischer Vorschrift von 1860 besteht die Lunte aus einem ½-5/8 Zoll dicken, aus 3 Fäden Hanfwerg gesponnenen Seil, welches 4 Tage lang in einer Auflösung von 6,1g essigsaurem Bleizucker auf 1 Liter weichem Wasser mit öfterem Rühren getaucht bleibt und danach getrocknet wird. 1 Fuß brennt 1-1,25 Std. (oder im Freien bei Windstille 8 Zoll/Std., im Zimmer 4 Zoll/Std.). |
Version vom 9. Januar 2007, 09:32 Uhr
- Lunte
Die Lunte ist eines der ältesten Anzündmittel der Feuerwerkerei. Sie besteht aus einem geflochtenen Strick aus pflanzlichen Fasern, der mit einer Lauge von Chemikalien getränkt wurde. Heutzutage werden Lunten noch auf Malta (bedingt durch das dort traditionelle, oft mehrere Stunden andauernde Schießen von einzelnen großen, mit viel Liebe und großem Zeitaufwand per Hand hergestellter Mehrschlagbomben) und in Spanien (bedingt durch das dort traditionelle Luntenfeuerzeug) als Anzündmittel der Kinder für Kinderfeuerwerk benutzt.
Eine moderne Rezeptur zur traditionellen Herstellung:
10m gesponnenes Flachs- oder Hanfseil von mindestens 6mm Durchmesser wird 1 Stunde in einem Holzascheaufguß (10% K2CO3) oder 5% Kaliumkarbonatlösung gekocht, um Lignin aufzulösen und so die Pflanzenstruktur aufzubrechen. Dieser Prozess heißt in Altdeutsch "beuchen", im Englischen "bucking". Danach wird das Seil mit einer Tasse Essig in Wasser gewaschen und getrocknet. Das getrocknete Seil wird dann in einer Plastiktüte mit 100ml einer 5% Bleiacetatlösung in destilliertem Wasser plus 2 Löffel Essig übergossen, gut durchgeknetet und anschließend handtrocken gepresst und danach getrocknet.
Nach preußischer Vorschrift von 1860 besteht die Lunte aus einem ½-5/8 Zoll dicken, aus 3 Fäden Hanfwerg gesponnenen Seil, welches 4 Tage lang in einer Auflösung von 6,1g essigsaurem Bleizucker auf 1 Liter weichem Wasser mit öfterem Rühren getaucht bleibt und danach getrocknet wird. 1 Fuß brennt 1-1,25 Std. (oder im Freien bei Windstille 8 Zoll/Std., im Zimmer 4 Zoll/Std.).
Gute Lunte läßt sich leicht entzünden, brennt auch bei schlechter Witterung gleichförmig fort und bildet eine harte spitze Kohle. Grundsätzlich kann jede pflanzliche Faser (selbst gedrehtes Papier) als minderwertiger Ersatz für Flachs oder Hanf dienen. Das Bleiacetat kann durch Kaliumbichromat ersetzt werden, so dass keine schädlichen Bleidämpfe entstehen.
Weitere historische Herstellungsmethoden sind:
Ruggieri und Morel empfahlen vor 200 Jahren Stricke aus Hanfwerg, die 3 Tage lang in einer Lauge aus Hartholzasche, 1/3 Teil ungelöschtem Kalk, 1 Teil Salpeter und 2 Teilen gefilterter Brühe von Ochsen- oder Pferdemist gekocht wurden. Das deutsche Sprichwort "Lunte riechen" ist da selbsterklärend.
Uchatius empfahl 1848 das 24 stündige Beizen von 10 Pfund Hanfstricken in 4 Maß Regenwasser, worin 1 Pfund Bleinitrat gelöst ist. Der Pyrotechniker Adolf Pirker empfahl 1892 geflochtene, 20mm dicke und 15-20cm lange Stücke von Baumwollstricken, getränkt in einer Reibschale mit einer gut abgeriebenen Substanz von 140g feinpulverisiertem Kaliumnitrat und 40 Esslöffel Spiritus, die danach getrocknet wurden.