China-Böller von Keller/FKW

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Franz Keller war der erste Händler, der ab den 1960er Jahren China-Feuerwerk nach Deutschland direkt importierte. Auch die Jahre darauf schien Keller eine Art Impulsgeber am deutschen Markt der China-Böller gewesen zu sein. Zunächst firmierte er unter F.K. Wattenscheid, später abgekürzt FKW und schließlich Keller. Im Jahr 2013 wurde Keller von Comet übernommen, ist jedoch nach wie vor als Marke mit eigenem Auftritt aktiv.

BAM- und Artikelnummern

Böller Artikelnummer BAM-PII-xxxx BAM F2-xxxx
Lady-Cracker 400 -
Lady-Cracker 700 -
Paket-Cracker 20er -
Paket-Cracker 30er -
Pyro-Cracker
Shinsing-Cracker
China-Böller A
China-Böller C
China-Böller B
China-Böller D
Super-Böller I
Super-Böller II

Geschichte

Bis ca. 1980

Schon in den 1960ern hatte Franz Keller unter der Marke F.K. Wattenscheid China-Böller im Programm, vermutlich bereits alle Größen bis zum China-Böller D. Er trat als Direktimporteur von China-Feuerwerk auf und bezog seine Böller von Anfang an ausschließlich von Red Lantern. Die Böller waren meist weiß mit grüner Schrift. Päckchen aus den 1960er Jahren sind an einem sehr schlichten Cover zu erkennen, das meist nur aus der Aufschrift besteht, ohne Bild. Außerdem tragen sie die BAM-Nummer nach altem Schema BAM xxxx-II. In den 1970er Jahren wurden die Label bunter und wiesen verschiedene Bildchen auf, unter anderem die Hirtenszene oder das Thunder-Motiv, nicht jedoch das Tannenwald- oder Bo Peep-Motiv. Die Böller waren teilweise auch bunt, etwa mit dem Motiv der Hirtenszene bedruckt oder anderweitig farbig gestaltet.

ca. 1980 - 1987

Als erster deutscher Importeur brachte Franz Keller ein eigenes Label heraus. Es war rot, mit einem grün/weißen FK - Markenlogo. und schwarzer Schrift. Außerdem zierten das Cover zwei rote Laternen, die offensichtlich nicht ohne Stolz auf den Hersteller Red Lantern hinwiesen. Die Böller selbst waren ebenso gestaltet. Ab wann das eigene Label verwendet wurde, ist nicht genau bekannt. Erfahrungsberichten zufolge sei es erst ab ca. 1982 aufgekommen, andere Zeitgenossen sind der Ansicht, dass es schon Ende der 1970er Jahre am Markt war. Die Böller dieser Zeit wiesen noch eine erstklassige Verarbeitungsqualität auf. Spätestens 1985 folgte der Wechsel auf ein ebenso bildloses, rotes Label, das einen weißen Streifen quer trug, in dem sich wieder die rote Laterne fand. Analog dazu wurden die Böller gestaltet. Auch diese Böller waren gut verarbeitet und wiesen teilweise eine enorme Knallwirkung auf. FKW war auch einer der ersten Importeure der Super-Böller (ab 1982), für diese wurde von Anfang an eine grüne Sicherheitslunte verwendet. Damit wären zwei weitere Pioniertaten von FKW auf dem Gebiet der China-Böller in Deutschland genannt. Als einziger damaliger Anbieter führte FKW auch die Größe 485.

1988 - 1990

Wahrscheinlich 1988, spätestens jedoch 1989 wurden die Böllerpäckchen mit einem Coverbild versehen. Es zeigte einen offenbar frei Hand gezeichneten Baron Münchhausen beim Flug auf der Kanonenkugel, mit der er sich der Erzählung nach auf die feindliche Burg beförderte. Das markante Coverbild erschien in einer Zeit, als sich die chinesischen Märkte liberalisierten und FKW allen voran die neuen Möglichkeiten nutze, um China-Böller in deutlich größerem Umfang zu deutlich niedrigeren Preisen zu importieren. Zunächst wurde dadurch ein Feuerwerksverkauf in größerem Umfang als früher möglich. Andererseits zog der Preisverfall bekanntlich einen massiven Verfall der Qualität nach sich. Zunächst knallten die Böller noch erstklassig und prägten sich durch ihre markante Gestaltung (weiße Banderole mit roten Ringen und roter Laterne) in das Gedächtnis vieler damaliger Kunden ein. Während Super-Böller wieder grundsätzlich mit grüner Sicherheitslunte versehen waren, gab es die D-, C- und B- Böller sowohl mit grüner als auch mit grauer Lunte. Alle kleineren Größen wiesen grundsätzlich eine graue Lunte auf. Die Knallwirkung war meist gut, es sind jedoch auch veeinzelt Chargen bekannt, die bereits deutliche Mengen roter Tonerde enthalten und/oder weniger gut knallen. Unklar ist, ob diese älteren Münchhausen "Rotring"-Böller tatsächlich nur bis 1990 importiert wurden, da sich die große Bekanntheit und damalige Verbreitung schlecht mit einem so kurzen Importzeitraum erklären lässt. Teilweise wird vermutet, dass der alte Baron noch einige Jahre parallel zu den neueren Münchhausen importiert wurde, was angesicht der völlig anderen Gestaltung der Böller jedoch als unwahrscheinlich gelten muss. Realistischer ist die These, dass FKW 1989/1990 nicht zuletzt im Zuge des expandierenden Marktes durch die deutsche Wiedervereinigung sehr große Posten importieren ließ, von denen in der Zeit 1991-1993 noch diverse Restbestände in Sortimenten und Blisterkarten abverkauft wurden.

1991 - 1993

Schon 1991 wurde ein geändertes Münchhausen-Motiv eingeführt, das professioneller gezeichnet war. Die enthaltenen Böller waren nun weiß mit grüner Schrift, die rote Laterne war nun verschwunden. Hinter dem mit C angegebenen Hersteller verbarg sich jedoch weiterhin ein Produzent aus Hunan, ob es sich dabei wirklich um die früheren Fabriken von Red Lantern handelte, ist jedoch nicht sicher. Die Vermutung liegt nahe, denn die für Red Lantern typische Bauweise mit einem rot getupften hinteren Böllerende wurde zunächst beibehalten. Auch blieb es dabei, dass die kleineren Böllergrößen die graue- große Böller hingegen die grüne Sicherheitslunte trugen. Teilweise waren die Böller mit einer harten, mineralischen Massen verdämmt. Knallwirkung und Zerlegung war zu dieser meist noch gut. Die D-Böller dieser Zeit waren auffallend dick (knapp 30 mm). Auf dem Coverbild der Päckchen war sowohl die alte- als auch die neue Artikelnummer von FKW aufgedruckt, ein deutliches Erkennungsmerkmal. Das Backlabel trug stets grüne Schrift und bereits einen Strich-Code. Eine Telefonnummer war auf den Päckchen nicht angegeben, was sie in die Zeit vor 1994 einsortiert.

1994 - 2004

Seit 1994 tragen Böller eine rote Banderole mit einer markanten, schwarzen Verzierung an den Böllerenden, die bis heute verwendet wird und typisch für Keller-Böller geworden ist. Anstatt von FKW wies man sich nun als FKW Keller GmbH aus, der Hersteller war mit F3 und einer kleinen Laterne angegeben, diese sollte offenbar auf die Traditon mit Red Lantern hindeuten. Tatsächlich kamen auch diese Böller noch aus der Region Hunan, wenngleich die Fabriken mit dem damaligen Red Lantern wahrscheinlich nur noch wenig gemein hatten. Das Backlabel trug nun in der Regel schwarze Schrift, parallel dazu gab es jedoch weiterhin auch Päckchen mit grüner Schrift. Übergangsweise gab es Päckchen, auf denen die doppelte Artikelnummer noch drauf war, sehr bald war jedoch nur noch eine Artikelnummer auf dem Coverbild abgedruckt. Die Böller trugen oft, aber nicht immer die graue Lunte. Etwa ab 1996 wiesen die Böller durchweg eine grüne Sicherheitslunte auf.

1996/97 fiel Keller mit der Präsentation einer "neuen Böller-Generation" auf. Offenbar hatte man eine weitere Pioniertat auf dem Sektor der China-Böller im Sinn. Diesmal ging die Innovation jedoch gründlich in die Hose. Die neuartigen Böller wurden mit Qualitätsbewusstsein, hoher Sicherheit und einer hohen Umweltverträglichkeit beworben. Ein grünes Coverbild und grüne Banderolen sollten den Eindruck verstärken und verhalfen den Knallern schnell zum Spitznamen "Öko-Böller". Die Böller waren extrem dünnwandig und wiesen, vermutlich aufgrund stark reduzierter Satzmenge, eine sehr schwache Knallwirkung auf. Noch 1998 hatte Keller diese "Innovation" im Programm (parallel zu den herkömmlichen Böllern), danach war nie wieder die Rede davon. Rückblickend betrachtet, überbrachten diese Bölle die Hiobsbotschaft eines allgemeinen Qualitätseinbruchs im China-Böller-Sektor, so war Keller - ob gewollt oder ungewollt - erneut wegweisend für die künftige Entwicklung am Markt. Um die Jahrtausendwende verschlechterte sich die Qualität der Keller-Böller zunehmend, Satzmenge und Wandstärke nahmen fortlaufend ab. Zu dieser Zeit wurde der Hersteller nicht mehr mit F3, sondern mit CLL angegeben. Frühe Böller mit dieser Angabe können noch relativ gut in der Wirkung sein, im Allgemeinen aber eher nicht mehr. Eine bemerkenswerte Ausnahme machten die C-Böller. Sie waren von dieser Entwicklung kaum betroffen und hatten auch nach der Jahrtausendwende noch einen kräftigen Knall. In der Feuerwerks-Community wurden sie deshalb zum Geheimtip in dieser Zeit. Ein weiterer Lichtblick waren außergewöhnlich gut knallende Chargen, die um 2004 herum importiert wurden. Hier zeigten sich auch die anderen Böllergrößen noch einmal von der guten Seite. Häufig trugen diese Böller das Kürzel 04/2000 LIU auf dem Backcover. Es stellte sich jedoch heraus, dass es auch LIU-Böller mit schwacher Knallwirkung gab und solche, die gut knallten, obwohl sie kein LIU-Kürzel trugen. Die Angelegenheit blieb recht spekulativ.

Ab dem Jahr 2000 verwendete Keller für einige Sortimente Päckchen mit einem neuen Label, das schwarz war, mit einem explodierenden Böller im Vordergrund, inklusive Größenangabe. Diese Böller unterschieden sich nicht von jenen mit Münchhausen-Label und wurden parallel zu diesen im Angebot geführt.

Seit 2005

Im Jahr 2005 wurde von Keller ein neues Warenzeichen eingeführt, das bisherige gelbe Pinselstrich-Logo wich einem kursiven, roten Keller-Schriftzug. Auf den Päckchen selbst war das Warenzeichen damals nicht zu finden, wohl aber auf den Schinken/Kartons. Im selben Jahr wurde das alternative Coverbild auf den Böllerpäckchen noch moderner gestaltet. Das Münchhausen-Label fand sich fortan nur noch in Schinkenware. Bis etwa 2006 wies der C-Böller noch immer eine für damalige Verhältlnisse überdurchnittliche Verarbeitungsqualität und Knallwirkung auf, danach wurde auch er immer dünner und effektärmer. Von älteren Chargen sind damalige Münchhausen-Päckchen nur schwer zu unterscheiden. Am ehesten ist dies anhand der Qualität der enthaltenen Böller einschätzbar. Eindeutig wird es erst ab 2009, seitdem befindet sich unten auf dem Münchhausen-Cover der rote Keller-Schriftzug, außerdem ist auf den Päckchen nun die NEM angegeben. Schon ab 2008 wurde das VPI-Logo verändert, das nun nicht mehr Geld, sondern rot-blau war.

Infolge der schlechten Knallwirkung, aber auch wegen des immer populäreren Verbundfeuerwerks, war der Absatz von Chinaböllern allgemein eher rückläufig. Keller als Unternehmen geriet offenbar in Schwierigkeiten, denn im Jahr 2013 erfolgte die Übernahme durch Comet. Gegenwärtig existiert Keller noch als eigene Marke, inzwischen wurde das Coverbild der Böllerpäckchen auch noch einmal geändert, was angesichts der durchweg schlechten Qualität der Böller von geringer Relevanz ist.