Zündschwamm

Zunderschwamm und mit Zündschwamm angefeuerter Knallfrosch

Der Zündschwamm ist eines der ältesten Anzündmittel und zeitlich noch vor der Lunte einzuordnen. Er wird aus dem "Zunderschwamm" (Fomes fomentarius, Buchenporling, Pilz des Jahres 1995, auch "Wundschwamm" oder "Blutschwamm" genannt, siehe Wikipedia) gefertigt. Es ist ein Ständerpilz, der vor allem Buchen und Birken befällt und Weißfäule erzeugt.

Schon in der Jungsteinzeit wurde die locker-filzige Mittelschicht des Pilzes, die sogenannte Trama, zu Wikipedia: Zunder verarbeitet. Der meist fasrige Zunder ist ein unerlässliches Hilfsmittel zur Feuererzeugung, das den Initialfunken, z.B. beim Feuerschlagen mittels Wikipedia: Feuerstein, "fängt" und so zum Glimmen gebracht wird.

Im Laufe der Jahrhunderte lernte man dann den Zunderschwamm noch entzündlicher zu machen. Dieser aufbereitete Zunder war bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts ein unentbehrliches Hilfsmittel zur Feuererzeugung und wurde erst durch die Streichhölzer abgelöst. Der Reibzündschwamm (ein Streifen Zündschwamm, an dem an einem Ende pyrotechnischer Reibanzündsatz aufgebracht ist) war der direkte Vorläufer des uns heutzutage bekannten Streichholzes. Der in Deutschland erzeugte Zündschwamm (wie z.B. der aus Neustadt am Rennsteig, GERMAN TINDER) war ein Markenartikel von höchster Qualität und bei Pfeifenrauchern in England sehr beliebt.

Die harte glanzlose Rinde des Pilzes wurde weggeschnitten. Das darunter befindliche zähe, flockige, weiche, trockene, rostbraune, wildlederartige Wikipedia: Werg wurde folgendermaßen weiterverarbeitet: die weichen Lappen wurden in ein Fass geschichtet, mit Deckel und Stein beschwert, mit Aschen- oder Pottaschenlauge (1 Pfund Pottasche auf 25 Pfund Schwamm) übergossen und je nach Jahreszeittemperatur 2-4 Wochen im Keller stehen gelassen, dann abtropfen gelassen, dann mit einem hölzernen Schlägel zu einer dünnen Scheibe geklopft und danach durch Reiben zwischen den Händen weich gemacht. Meist wurde der Aschenlauge noch 1,5 bis 3 Pfund Salpeter je 100 Pfund Schwamm zugesetzt, um das Feuerfangen zu fördern. Die dünnen Lappen wurden dann in Streifen geschnitten im Handel angeboten. Ähnlich wie bei der Luntenherstellung konnte auch Bleiacetat und Kaliumbichromat zur Tränkung des Schwamms verwendet werden. Bis in die 1970iger Jahre wurde Zündschwamm als Anzündmittel und zur Zündverzögerung in Kleinfeuerwerksartikeln wie z.B. bei Knallfröschen, Schwärmern, Sonnen usw. verwendet.

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