Anzündschnur

Anzündschnur 
(umgangssprachlich "Zündschnur", Fuse)
Verschiedene Anzündschnüre
Schwarzpulver-Stoppinen
Gedeckte Stoppinen
Zündband
Anzündlitze gelb
Anzündlitze rot
Igniter Cord slow und fast
Visco
Zeitzündschnur (mit zwei elektrischen Anzündern vor der Verarbeitung)

Sammelbegriff für verschiedene schnurförmige Anzündmittel. Alle Anzündschnüre (vor allem Litzen und Stoppinen) verbrennen mit offener Flamme, mit Ausnahme der Sicherheits-Pulveranzündschnüre. Alle Anzündschnüre dienen zum Anzünden von pyrotechnischen Gegenständen oder Sätzen. Im Gegensatz dazu können Zündmittel z.B. Sprengstoffe initiieren und somit eine Detonation einleiten. Dies ist mit Anzündmitteln ohne z.B. eine Sprengkapsel nicht möglich, deshalb sollte auf die sprachlich richtige Form Anzündschnur geachtet werden.

Hinweis: Im amerikanischen Sprachgebrauch umfasst der Begriff Fuse alle pyrotechnischen Feuerleitungsmittel, auch militärische Säulen- und Ringzünder der historischen Schwarzpulverära sowie moderne Zündleitungen wie Zündschläuche (Nonel fuse) und Sprengschnur (Detonating cord fuse). Im alltäglichen Sprachgebrauch ist mit Fuse dagegen eine (elektrische) Sicherung gemeint.


Man unterscheidet bei Anzündschnüren vor allem


Stoppinen bestehen aus Baumwoll- oder Jutegewebe, das erst mit gesättigter Kaliumnitrat-Lösung getränkt, dann mit Schwarzpulver-Brei beschichtet und schließlich getrocknet wird. Unverdeckt sind sie sehr empfindlich gegenüber Funken/Flammen und brennen je nach Luftfeuchtigkeit relativ langsam (ca. 40 sec/m) und gleichmäßig ab. In dünnen Papierhülsen (-> gedeckte Stoppine) werden die entstehenden Funken durch die Verbrennungsgase mit bis zu 10 m/sec sehr schnell vorangetrieben. Sie werden bei fast allen Groß-Feuerwerkskörpern zur schnellen Übertragung der Anzündflamme verwendet. Stoppinen haben eine BAM-Zulassung in der Kathegorie "ZZS" und sind für den Nicht-Scheininhaber auch seit der 3. Änderung des Sprengstoffgesetzes (2005) nicht erhältlich.

Zündband (Tapematch, Matchtape, Sticky Match) hat einen vergleichbar schnellen Abbrand wie gedeckte Stoppinen, allerdings ist seine Verwendung vor allem beim Verleiten von Lichterbildern deutlich schneller und komfortabler. Ursprünglich von John Wraige / Solar Pyrotechnics aus England entwickelt, wird dieses Produkt wegen des praktischen Nutzens und der einfachen Handhabung inzwischen weltweit häufig verwendet. Beim Zündband handelt es sich um ein breites, oft durchsichtiges Klebeband mit einer Längsspur aus feinem gekörnten Schwarzpulver. Das Klebeband (Kunststoff oder Papier) verbrennt nahezu vollständig und kann deshalb bedingt auch bei Indoor-Feuerwerken eingesetzt werden. Es ist je nach Körnungsgrad des Schwarzpulvers ähnlich Funken-empfindlich wie Stoppine und Schwarzpulver. Die meisten Zündbänder haben keine BAM-Zulassung oder als Stoppine (Kathegorie "ZZS") und sind somit für den Nicht-Scheininhaber nicht erhältlich. Ab Oktober 2007 gibt es ein Zündband der Firma WECO (BAM-ZZP-0019), das in die Kathegorie "ZZP" (Anzündschnüre für pyrotechnische Zwecke) eingestuft ist und somit auch von Nicht-Scheininhabern erworben und verwendet werden darf.

Anzündlitze (Hersteller: WASAG) besteht aus einer feinkörnigen, phlegmatisierten Schwarzpulver-Seele mit eingelegtem Kupferdraht in dünner Kunststoffumspinnung. Es gibt rote (8-12 sec/m) und gelbe (23 sec/m) Litze. Sie wird sehr häufig zum Verleiten von Feuerwerkskörpern verwendet (z.B. für Bombetten), ist jedoch durch das Schwarzpulver und der nicht wasserabweisenden, porösen Umspinnung sehr empfindlich gegenüber Feuchtigkeit. Sie besitzt eine BAM-Zulassung als Anzündmittel in der Kathegorie "ZA" (Anzündlitzen) und kann deshalb frei von Personen ab 18 Jahren erworben werden.

Plastic Igniter Cord(PIC) (Hersteller: ICI) sind vollständig wasserfeste Litzen mit verschiedenen Brenngeschwindigkeiten (blau "very slow": 180 sec/m, grün "slow": 40 sec/m und braun "fast": 3,3 sec/m). Sie besitzen keine Schwarzpulverseele, sondern eine knetgummiartige pyrotechnische Masse (mit Kupferdraht im Zentrum) in einem dünnen, einlagigen Kunststoffschlauch. Trotz der exakten Abbrenngeschwindigkeit und der einfachen Handhabung werden sie nicht mehr hergestellt, vermutlich aus gesundheitsschädlichen Gründen (pyrotechnische Masse enthält Bleiverbindungen).

Visco ist eine dünne grüne Litze mit sehr feiner Schwarzpulverseele ohne Draht, die insbesondere bei Silvester-Feuerwerkskörpern und China-Importware als Anzünd- und Verzögerungsmittel Verwendung findet. Sie kann geringfügig Wasser abweisende Eigenschaften durch einen dünnen Lacküberzug besitzen. Es existieren verschiedenen Brenngeschwindigkeiten (z.B. 30 sec/m) und je nach Hersteller/Lieferform (Stücke, Rolle) kann eine BAM-Zulassung als Anzündmittel in der Kathegorie ZZP (Anzündschnüre für pyrotechnische Zwecke) bestehen.

Chinazündschnur besteht aus Seidenpapier, das mit wenig feinem Schwarzpulver zu dünnen Schnüren verdreht ist. Sie wird vor allem noch für Knallkörperketten verwendet, bei Silvesterfeuerwerk wird sie mehr und mehr durch die sicherere Visco verdrängt.

Zeitzündschnur (Sicherheitszündschnur, Pulverzündschnur, Pulveranzündschnur) ist im Aufbau einer Litze ähnlich. Die Pulverseele ist feinkörniger und die Ummantelung besteht aus dichtem, ein- bis dreifachem Textil- und Kunststoffschlauch und verhindert eine offene Flamme. Sie ist nahezu wasserdicht, ihre Brenndauer muß ca. 120 sec/m betragen. Sie wird in der Feuerwerkerei nur als Verzögerung verwendet (siehe auch Zündschnurzeitzünder, Bickford, Japanese Fuse).

Pyroschnüre sind nitrierte Baumwollfäden, die aufgrund ihrer Feuergefährlichkeit meist feucht (z.B. in Wasser und/oder Alkohol) transportiert und vor der Verwendung getrocknet werden. Sie finden als Schießbaumwolle oder Kollodiumwolle häufig Verwendung im Indoor-Bereich, besitzen bisher jedoch keine BAM-Zulassung.